Anreise nach Prag über das wunderschöne österreichische Weinviertel
Schon eine ganze Weile keimte in mir der Gedanke, unserem nördlichen Nachbarn Tschechien einen Besuch abzustatten. Insbesondere Prag, eine europäische Hauptstadt, in der ich noch niemals gewesen war, schien mir ein verlockendes Ziel.
Kannte ich als junger Erwachsener noch das Land Tschechoslowakei, so entstand die
Tschechische Republik am 1. Jänner 1993 durch Teilung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik (Tschechoslowakei). In der Zwischenzeit ist das Land seit 1999 Mitglied der NATO und trat am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei.
Auf einer Fläche von knapp weniger als 79.000 Quadratkilometern leben etwa 10,5 Millionen Menschen. Somit ist Tschechien geringfügig kleiner als Österreich, hat aber doch deutlich mehr Einwohner. Als Staatsform dient die parlamentarische Republik. Die drei größten Städte sind
Prag,
Brünn und
Ostrau, wobei Prag die einzige Millionenstadt ist.
Von 24. bis 26. Oktober 2014 war es dann soweit, die dreitägige Reise begann. Von einem Hotel in der Nähe der
Prag Anreise-das märchenhaft gestaltete Outlet Center in Kleinhaugsdorf am ehemaligen Grenzübergang
Wiener Reichsbrücke holte ich einen Freund ab, und gleich ging es über die Stockerauer Autobahn Richtung Norden. Es standen ein paar Routen zur Auswahl, und kurzfristig entschieden wir uns die kilometermäßig kürzeste über Kleinhaugsdorf, Znaim und Jihlava zu nehmen. Angeschrieben standen 291 Kilometer Wegstrecke bei etwas mehr als dreieinhalb Stunden Fahrzeit. Prag liegt exakt im Norden von Linz in Böhmen. Mit dem Wetter hatten wir einigermaßen Glück, da der vorangegangene Regen aufhörte, und zeitweise sogar ein wenig die Sonne durchblinzelte. Bald durchfuhren wir das schöne österreichische Weinviertel und kamen schrittweise zur Grenze nach
Kleinhaugsdorf. Dort steht ja bekanntlich das märchenhaft gestaltete
Outlet-Center mit Restaurants und vielen Einkaufsmöglichkeiten. Wir hielten eine kurze Weile, um uns ein wenig umzuschauen. Für die Rückfahrt überlegte ich, das eine oder andere eventuell einzukaufen. Sofort benötigten wir jedoch die Autobahnvignette, die es für einen 10 Tages-Zeitraum zu erwerben gab. Der Vignetten-Wahnsinn hat sich leider bereits über weite Teile Europas ausgebreitet. Mir gefiel das nicht besonders. Für alles immer mehr bezahlen müssen, und dennoch mit steigenden Staatsschulden aller Ortens konfrontiert werden. Da ging mächtig was schief in den verschiedenen Ländern.
Gleich nach der Einfahrt landeten wir in Prag am Wenzelsplatz
Mit Sonnenschein fuhren wir weiter in die schöne Kleinstadt
Znaim nahe der Grenze zu Österreich. Da waren schon erste interessante Kirchen, Klöster und Gebäude zu sehen. In der Folge durchquerten wir eine ganze Reihe von kleineren Ortschaften, die ein wenig anders aussahen als in Österreich. Nach dem Knotenpunkt
Jihlava verlief die Autobahn Richtung Nordwesten direkt nach Prag. Die Fahrt gestaltete sich ruhig und friedlich, obwohl manchen tschechischen Autofahrern ihre Ungeduld anzumerken war. Die Einfahrt in die Hauptstadt erfolgte direkt über die Autobahn. Zunächst merkte ich an den zunehmenden Gewerbe- und Shoppingcentern, dass wir uns dem Zentrum näherten, und mit einem Schlag verlief die Straße mitten durch die Stadt. Alle Autos fuhren plötzlich sehr langsam. Leider verpassten wir die Abzweigung ins eigentliche Zentrum, sodass wir über die Moldau ins nördliche Prag gelangten. Ich nahm es sportlich, und sah es als erste Sightseeing-Tour an. Da zeigten sich bereits die Besonderheiten der Stadt. Der Verkehr war heftig und es staute oft. Die Autofahrer waren ungeduldig und nahmen wenig Rücksicht, teils waren sie auch rüde und aggressiv. Parken konnte man so gut wie nirgends, die zahlreichen bunten Bodenmarkierungen sagten mir gar nichts. Mit der Zeit lernte ich, dass die Farbe Blau Parkgebiete für die Einheimischen anzeigte. Die Beschilderung
Auf der Suche nach einem Hotel zeigte sich bereits die Schönheit der Stadt
hielt sich in Grenzen, da hatte ich in Australien bessere Erfahrungen gemacht. Die ersten Versuche, eine Unterkunft aufzutreiben, scheiterten wegen Desinteresse des Hotels oder Vollbelegung.
Wir fuhren zurück in den Kern der City und sahen links, während wir endlos im Stau standen, den gewaltigen Fernsehturm. Diesmal klappte es besser, und ich parkte mich mitten am
Wenzelsplatz inmitten unzähliger Autos und ebenso vieler Menschen in der ersten freien Parklücke ein. Die Sonne schien und die Atmosphäre war nicht unangenehm. Während mein Begleiter in einem Hotel nach Zimmern fragte, unterhielt ich mich mit einer netten Pragerin auf Englisch. Parken konnte man natürlich nicht wo ich stand, doch das war mir in diesem Moment egal. Es passierte nichts. Mein Freund kam mit negativer Antwort bezüglich der Zimmer. Ich hatte ein paar Adressen aus dem Internet herausgesucht und wir fragten nach der Richtung. Es war nicht einfach. Manche sprachen Englisch, wenige Deutsch, einige gar nichts. Schließlich klappte es nach einer mühsamen Anfahrt in den engen kopfsteinbepflasterten Gassen und nach ein paar wüsten Beschimpfungen durch unrunde einheimische Lenker, das Hotel, welches ich vorgemerkt hatte, ausfindig zu machen. Es waren auch
Blick von unserem City Bell Hotel in Prag 2
noch Zimmer frei, und der Preis passte ebenfalls. Wir befanden uns in
Prag 2 etwa eine Viertelstunde zu Fuß vom Wenzelsplatz entfernt. Die Lage war gut und auch das Auto erhielt einen Parkplatz gegen Gebühr. Die sehenswerte
St. Ludmila Kirche befand sich keine zehn Minuten von uns entfernt.
Nach dem Einchecken und einer kurzen Erholungspause stand ein Abendessen auf dem Programm. Vom Hotel erhielten wir auf Anfrage einen Tipp und gleichzeitig einen Ermäßigungsgutschein für das Lokal. Es lag gleich auf der anderen Straßenseite. Das war mir sehr recht, denn vom Autofahren hatte ich fürs erste ohnehin genug. Das Essen im gemütlichen Lokal war gut, und ich staunte, wie günstig hier alles war. Mir kommt Wien ohnehin vollkommen überteuert vor. Hier in Prag lagen die Preise in einem sehr fairen Preis-Leistungsverhältnis, was man von Wien leider nicht behaupten kann. Nur beim Zahlen gab es einen kleinen Knacks, denn die Kellnerin wollte den Bon nicht akzeptieren, weil ich ihr diesen angeblich zu spät gezeigt hätte. Das war nicht sehr freundlich von ihr, änderte aber nichts am guten Essen.
Der Wenzelsplatz mit dem Nationalmuseum bei Nacht
Es war erst gegen 19 Uhr abends, als wir wieder ins Freie in die Finsternis traten. Jetzt kam ein wenig der alte
Kommunisten-Charme von Prag zur Geltung. Die engen Gassen waren sehr dunkel und das grobe Pflaster nicht unbedingt einladend. Wir wanderten langsam Richtung Wenzelsplatz. Am Platz vor der beleuchteten St. Ludmila Kirche schauten wir uns um. Es war Freitagabend und viel Bewegung in der Stadt. Die Kirche war bedauerlicherweise verschlossen. Gerne hätte ich einen Blick nach innen geworfen. Leider war es auch recht kalt geworden, sodass ich ein wenig fror, da ich zu leicht angezogen war. Vorbei an einem schönen unbekannten Theater zogen wir weiter Richtung Wenzelsplatz, wo wir uns eine Bar suchen wollten. Am oberen Ende des langgezogenen Platzes thront das mächtige
Nationalmuseum, das wie der gesamte Platz hell erleuchtet war. Wir wagten einen Versuch, ins
Casino zu gehen, doch am Empfang merkte ich, dass ich meinen Pass nicht dabei hatte, also leider doch nicht. So bogen wir am Ende des Platzes ab in die Altstadt, wo plötzlich ein Lokal von Julius Meinl zu sehen war. Die Gegend war vornehm und Lokale gab es zur Genüge. Wir gingen jedoch weiter und fielen in einer weiteren Gasse in eine Bar ein. Mit diesem Besuch endete ein langer Tag in entspannter Atmosphäre.
Mit der Straßenbahn ging es am zweiten Tag Richtung Karlsbrücke
Das Frühstück im Hotel war erstaunlich vielseitig und das Service freundlich. An der Rezeption wurde uns ein 24-Stunden Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel empfohlen, das wir uns besorgten. Mit einer modernen Straßenbahn ließen wir uns durch interessante Teile der Stadt Richtung
Karlsbrücke chauffieren. Wir überquerten die Moldau und fuhren auf der anderen Seite des Flusses Richtung Norden. An einem durch bemerkenswerte Häuser und Kirchen gekennzeichneten Platz stiegen wir aus. Hier tummelten sich die Touristen, befanden sich doch nicht nur die berühmte Karlsbrücke sondern auch die
Burg und die
St. Vitus Kathedrale in unmittelbarer Nähe. Nach einem kurzen Rundblick auf die Schönheiten des Platzes begaben wir uns auf der mit Kopfsteinen gepflasterten Straße Richtung Brücke.
Die historisch bedeutsame Brücke über die Moldau stammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert und verbindet die Altstadt mit der Kleinseite. Die Bogenbrücke hat eine Gesamtlänge von 516 Metern, die längste Spannweite beträgt 13 Meter und der genaue Baubeginn lag im Jahr 1357. Damit ist sie die älteste erhaltene Brücke über die Moldau und gehört zu den ältesten Steinbrücken Europas. Den heutigen Namen erhielt sie erst im Jahr 1870. Über dieses Wahrzeichen der Stadt
Auf der Straße zur Karlsbrücke von der Westseite aus
führte einst der Krönungsweg der böhmischen Könige. Seine heutige Gestalt mit den dreißig barocken Skulpturen symmetrisch zu beiden Seiten erhielt das Bauwerk um das Jahr 1700. Über jedem Bogenpfeiler wurde eine symbolträchtige Figur errichtet. Die bekannteste ist die des heiligen Johannes von Nepomuk, der angeblich an dieser Stelle im Jahre 1393 ertränkt wurde. Heute ist die Straße über die Brücke für den Fahrzeugverkehr gesperrt und wird ausschließlich von Fußgängern benutzt. Wie üblich an solchen Plätzen bieten Künstler und Souvenirhändler ihre Produkte an, und eine Brückenband lässt mehrfach täglich Musik erklingen. Auf beiden Seiten stehen auffällige Brückentürme. (Quelle: Wikipedia).
Unser Besucherwetter war bis auf den Hochnebel eigentlich ganz gut, und wir hofften, dass sich vielleicht später die Sonne zeigen würde. Der Besuch der Brücke war ein absolutes Muss für mich gewesen, und nun stand ich auf derselben. Teilweise mussten wir uns durch die Massen ein wenig drängen, doch es war nicht wirklich unangenehm. Die Konstruktion der Brücke war ein Kunstwerk und die Erforschung der vielen Skulpturen wäre wohl eine eigene wissenschaftliche Arbeit gewesen. Unser Plan war, eine Bootsfahrt über die Moldau
Karlsbrücke von der Ostseite aus gesehen
zu machen. Wieder auf der Ostseite empfing uns der große Brückenturm und unterhalb standen einige Häuser mitten im Wasser. Es sah fast aus wie in Venedig. Schnell war der Landungssteg der Schiffe ausfindig gemacht, und ein eifriger schwarzer „Matrose“ zeigte uns den Weg zum Ticketschalter. Da durfte man dann sogar das WC benutzen, was sonst nicht so einfach möglich war in Prag.
Am Geländer zum Abgang in die Bootsabfahrtsstelle hangen hunderte Vorhängeschlösser, die Verliebte aneinander für die Ewigkeit binden sollte. Manche Konstruktionen sind ob der Last dieser Schlösser da und dort auch schon zusammengebrochen. Soweit war es hier noch nicht. Wir stiegen in einem unterirdischen Wasserlauf aufs rundum verglaste
Sightseeing-Boot aus Holz und fuhren hinaus auf den Strom. Man reichte uns einen warmen Tee. Bislang hatte sich das Wetter nicht aufgehellt, und so lag die Moldau eher dunkel vor uns. Von der Distanz konnte man nun einen Gesamtblick vom Wasser auf die Karlsbrücke werfen. Eine Steuerfrau schiffte das Boot über die nicht allzu tiefe Moldau, während ihr Matrosenkollege in verschiedenen Sprachen die Umgebung samt Geschichte erklärte. Am Ufer waren einige interessante
Bootsfahrt auf der Moldau
historische Gebäude zu erkennen. Ein Stück im Oberlauf war eine künstliche Kaskade eingebaut, die in alten Zeiten für den besseren Antrieb der Mühlen sorgen sollte.
Nach etwa einer Stunde war die Fahrt zu Ende und wir besuchten das angrenzende
Karlsbrückenmuseum. Im Museum wurde die jahrhundertealte Technik des Brückenbaus in einem Modell dargestellt, man sah alte Rüstungen, Fahnen, Figuren und historische Herrschaftssymbole. Natürlich konnte man auch allerlei Kitsch erstehen und es gab ein kleines Café. Über die stark frequentierte Brücke wanderten wir wieder zurück ans westliche Ufer in Richtung Prager Burg. Kurz überlegten wir auf der anderen Seite ins
„Ghosts & Legends Museum“ zu gehen, verwarfen die Idee aber nach einer kurzen Diskussion mit der Dame am Ticketschalter wieder. So viel war da offenbar auch nicht zu sehen. Immerhin reichte es für ein paar lustige Fotos.
Die
Prager Burg auf dem Berg Hradschin stammt ursprünglich aus dem 9. Jahrhundert und bildet das größte geschlossene
Bei der Bootsfahrt glaubte man fast, in Venedig zu sein
Burgareal der Welt. Generationen von Baumeistern verschiedener Baustile waren an ihrer Errichtung beteiligt und haben ihr Aussehen seit der Gründung massiv verändert. Gleich blieb hingegen die Funktion der Burg als Sitz des Staatsoberhauptes. Heute ist sie offizielle Residenz des Präsidenten der Tschechischen Republik. Inmitten der Burganlage befindet sich der mächtige
Veitsdom. Fast eineinhalb Millionen Besucher strömen jährlich in die Anlage, die damit das meistbesuchte Baudenkmal Tschechiens ist. Rund um die Burg befinden sich die Gartenanlagen. (Quelle: Wikipedia).
Nach dem Rundgang über die Karlsbrücke näherten wir uns über enge Gassen mit schönen Häusern vom Süden her der gewaltigen Anlage auf dem Hradschin. Steile Treppen, die zunehmend den Blick auf die Stadt freigaben, führten uns hinauf. Noch ein Stück im Süden auf einem Nachbarhügel war der Petrin Tower zu sehen, den ich unbedingt erklimmen wollte. Schließlich erreichten wir den im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts geschaffenen Ehrenhof, der den Zugang zum Burgareal vom Westen, vom
Hradschin-Platz aus, bildet. Der Eingang erfolgt durch ein monumentales Gitter mit Rustika-Tor, wo auch die zeremoniellen Wachablösungen
der Burgwache stattfinden. Auf den Sockeln des Portals, die über einen Rundbogen mit vergoldeten Schmiedearbeiten verbunden sind, stehen Statuengruppen ringender Giganten, die um das Jahr 1768 entstanden sind. Gemeinsam mit vielen anderen Besuchern drangen wir in das Innere vor. Wir bekamen verschiedene Palastfassaden im klassizistischen Stil mit allegorischen Gestalten und militärischen Emblemen zu sehen. Auch Kaiserin Maria Theresia veranlasste durch ihre Hofarchitekten diverse Umbauten der Fassadenfront.
Das Areal war so riesig und die Innenhöfe so groß, dass ich mir anfangs ein wenig verloren vorkam. Vorbei an der Schatzkammer der St. Vitus Kathedrale, die wir allerdings nicht besuchten, gelangten wir in einen weiteren Innenhof. Und plötzlich nach einem weiteren Durchgang standen wir vor der Kathedrale. Doch die Räume waren so beengt, dass es mir vorerst gar nicht gelang, eine Gesamtaufnahme des Gebäudes zu machen. Der Veitsdom auf der Prager Burg ist die Kathedrale des Erzbistums Prag und gleichzeitig das größte Kirchengebäude Tschechiens. Der mächtige dreischiffige Dom wurde im
Gotik-Stil erbaut. Das Hauptschiff misst 124 Meter Länge, das Querschiff 60 Meter, die Innenhöhe beträgt 33
Historische Kostümpräsentation vor der Prager Burg
Meter und die Höhe des Hauptturms ragt auf 99 Meter. Das Gebäude als Kathedrale im gotischen Stil geht auf das Jahr 1344 zurück, doch reicht die Geschichte des Baus bis in das 10. Jahrhundert. Die Kirche diente als Krönungskirche der böhmischen Könige. In der Kronkammer des Doms werden die Krönungsinsignien (Wenzelskrone) aufbewahrt. Im Inneren findet sich eine überaus reiche Ausstattung zum Beispiel die mit Halbedelsteinen und vergoldetem Stuck ausgekleidete Wenzelskapelle. Der Eingang in den hinteren Bereich des Doms war frei zugänglich. Für den restlichen Bereich musste man sich ein Ticket lösen, was angesichts der Menschenmassen nicht sonderlich attraktiv auf mich wirkte. So genoss ich den Blick auf das Hauptschiff, die gewaltigen Pfeiler und die bunten Fenster. Auf meiner langen Reise hatte ich viele Kathedralen gesehen, doch der Prager Vitus-Dom war sicherlich eines der am wertvollsten ausgestatteten Kirchenhäuser. Wieder im Freien versuchte ich auf dem Vorplatz eine Gesamtaufnahme zu machen, was mir mit einiger Mühe schlussendlich halbwegs gelang. Nach der halben Umrundung des Doms mit wechselnden interessanten Aussichten kamen wir auf den Platz an der Ostseite. Hier war ein Blick von hinten möglich.
Das mächtige Hauptschiff des Veitsdoms innerhalb der Prager Burg
Über wiederum enge Gässchen vorbei an weiteren sehenswerten Objekten erreichten wir das berühmte
Goldene Gässchen an der Innenmauer der Burg. Es war schon alleine an der Ballung von Menschen zu erkennen, dass hier eine der größten Touristenattraktionen von Prag lag. Berühmtheit erlangte der auch Alchimistengasse oder Goldmachergässchen genannte Ort vor allem deswegen, weil hier unter der Aufsicht Kaiser Rudolfs II. Alchemisten gewirkt haben sollen, um für ihn künstliches Gold und den Stein der Weisen zu erzeugen. Die elf kleinen Häuser stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden als Unterkünfte für die Burgwachen des Königs gebaut. Später zogen insbesondere Goldschmiede in die Hütten ein. Zwischen 1916 und 1917 lebte hier Franz Kafka und arbeitete im Haus Nr. 22 an seinen Werken. Heute ist die Gasse unbewohnt und in den Häuschen sind Souvenirläden und Cafés untergebracht. Im Obergeschoss werden u.a. mittelalterliche Rüstungen ausgestellt. Für das Betreten der Gasse wird Eintritt verlangt.
Danach marschierten wir weiter vorbei am Spielzeugmuseum und dem Rosenberger Palast zur
Alten Schlosstreppe des Osteingangs. Wir waren nach wie vor an der Kleinseite
Blick von der Alten Schlosstreppe in die Stadt
der Stadt und konnten während des Abgangs einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und die Moldau genießen, wenn auch leider die Sonne nicht wie erhofft herausgekommen war. Nach kurzer Befragung fanden wir die U-Bahn Station
„Malostranska“ und fuhren über die Moldau nach
„Staromestska“. Ziel war eigentlich die Prager Rathausuhr, doch da wir uns kurz in der Richtung irrten, landeten wir beim ebenfalls sehenswerten
Rudolfinum. Dieses herausragende Konzert- und Galeriegebäude aus hellem Sandstein im Stil der Neorenaissance mit wechselvoller Geschichte liegt am rechten Moldauufer in der Prager Altstadt. Schirmherr der Errichtung war Kronprinz Rudolf, nach dem und seinem kunstliebenden Vorfahren Kaiser Rudolf II. das Gebäude benannt wurde. Nach kurzer Besichtigung wandten wir uns wieder in die andere Richtung und gingen stadteinwärts zum
Altstädter Rathaus.
Ein wenig überraschend, da nicht vorbereitet, landeten wir am
Altstädter Ring, dem sehenswerten zentralen Marktplatz der Prager Altstadt, der mehr als 9000 Quadratmeter Fläche aufweist. Den Platz umgeben nicht nur das historische Rathaus, die Teynkirche, die Hussitenkirche St. Niklas, das Palais Kinsky und weitere sehenswerte Gebäude, sondern
Spezieller Charme der Prager U-Bahn Stationen
auch die weltweit bekannte
Prager Rathausuhr (auch Aposteluhr oder Altstädter Astronomische Uhr) befindet sich mittendrinnen. Am Platz steht auch das Denkmal für Jan Hus, und in den Kellern der umliegenden Häuser finden sich romanische und gotische Grundmauern, worauf Renaissance-, Barock- und Rokokohäuser gebaut sind. Gleich zu Beginn fielen mir zwei Zelte auf, die der Ausgangspunkt einer Anti-Putin Kundgebung waren. „Stop Putin: Save Democracy!“ stand auf einem Transparent flankiert von der EU-Flagge und der tschechischen Flagge zu lesen. Der gesamte Platz wirkte auf mich sehr beeindruckend. Hier gab es wirklich sehr viel zu sehen. Der Magnet war allerdings der Rathausturm mit der Uhr. Dort sammelten sich die meisten Leute und warteten darauf, dass sich die Figuren der Zwölf Apostel oberhalb des astronomischen Ziffernblattes zeigen würden. Ich wollte eigentlich auch den Turm besteigen, was sich jedoch leider nicht ergab. So warteten wir inmitten der Menge auf den entscheidenden Moment, bis die Figuren auf der Südmauer des Rathauses auftauchten. Bald taten sie dies auch, und ich konnte zufrieden ein weiteres Erlebnis abhaken. Die astronomische Uhr datiert aus dem Jahr 1410 und stellt ein Meisterwerk gotischer Wissenschaft und Technik, sowie
ein wertvolles nationales Kulturdenkmal dar.
Mit der U-Bahn fuhren wir zur Station
„Muzeum“ auf den Wenzelsplatz und besuchten ein veganes Restaurant, das von Vietnamesen betrieben wurde. Das Essen war ein Volltreffer und das Personal sehr freundlich. Ich lernte
Thao, eine sympathische junge Vietnamesin, kennen und unterhielt mich mit ihr eine Weile über ihr Land, das ich ausgiebig bereist hatte. Das war nach dem anonymen Trubel ein willkommener Kontrapunkt.
Später flanierten wir nochmals über den Altstädter Ring, der minutenschnell zu erreichen war, bevor wir ins Hotel zurückkehrten. Der Rezeptionist empfahl uns für den Abend ein Lokal in der Nähe, das wir aufsuchten. Die Bar mit angeschlossener Diskothek entpuppte sich als Flopp. Das Personal war unfreundlich und desinteressiert. Fast konnte man das Gefühl bekommen, dass man als Ausländer diskriminiert wurde. Auch war es schier unmöglich, zu den einheimischen Gästen Kontakt aufzunehmen, ein nicht sehr angenehmes Gefühl. Wir verließen diese Stätte des „Grauens“ und gingen über den Wenzelsplatz wieder in die Altstadt. In der „Jazz Republik“ fand ein Live-Event statt, den ich genießen
Prager Rathausuhr am Altstädter Ring
konnte.
Die ersten beiden Tage in Prag waren rasend schnell vergangen. Für den 26.Oktober, den österreichischen Nationalfeiertag und letzten Tag, hatte ich noch einen absoluten Fixpunkt im Auge. Unbedingt wollte ich zum
Petrin-Hügel (Laurenziberg), einem 327 Meter hohen Hügel im westlichen Zentrum Prags am linken Moldauufer, auf dem sich der
Petrin-Aussichtsturm befindet.
Nach dem neuerlichen Genuss des erfreulichen Frühstücks, packten wir unsere Sachen und checkten aus dem Hotel aus. An diesem Tag waren deutlich mehr Gäste im Haus. Der Frühstücksraum war fast eine Spur zu klein. Ich holte den Wagen aus der nahen Garage und wir fuhren in Richtung des Hügels. Es war später Vormittag am Sonntag und angenehmerweise schlief die Stadt noch weitgehend. Ich fuhr zielstrebig in Richtung Moldau, denn diese mussten wir in jedem Fall überqueren. Nach kurzem Wirrwarr in den Einbahnstraßen fand ich die gesuchte Brücke und wir setzten über. Das Flussufer präsentierte sich mit schönen Häuserfronten und liegenden Schiffen sehr attraktiv. Die erste Hürde war genommen, und nun hieß es, den Ausgangspunkt
Am Weg zum Petrin Observation Tower
für den Aufstieg zum Turm ausfindig zu machen. Vom Fuß des Hügels war die Sehenswürdigkeit nicht zu sehen. Daher musste ich mich auf mein Gefühl verlassen. Überraschend fand ich einen Parkplatz, wo man auch stehen bleiben konnte, und wir machten uns auf die Suche. Mehrere Versuche nach dem Weg zu fragen, schlugen leider fehl. Man sprach entweder kein Englisch oder Deutsch, hatte keine Ahnung oder war schlicht desinteressiert. Das war schon frustrierend und teils etwas unfreundlich. Schließlich schafften wir es dennoch, ich war von meinen langen Reisen ja schon einiges gewohnt. Wir kamen zum Denkmal der Opfer der kommunistischen Diktatur, mehrere nackte Metallfiguren auf einer Betontreppe, die je weiter man hinaufsah, immer weniger Körperteile aufwiesen. Man gedachte hier nicht nur der Ermordeten und Eingesperrten, sondern auch der Opfer, deren Leben durch die despotische Willkür in anderer Weise ruiniert worden war. Dann sahen wir endlich die Talstation der
Standseilbahn und wussten, dass wir dem Ziele nahe waren.
Der fast vollständig bewaldete Petrin-Hügel ist eines der bevorzugten Naherholungsgebiete der Bevölkerung von Prag. Auf
Die Gleise der Standseilbahn zum Petrin Observation Tower
dem schönen Areal befinden sich zahlreiche historische Gebäude und Sehenswürdigkeiten unter anderem auch eine gotische Schanzmauer (Hungermauer). Die Standseilbahn und ein historisches Spiegellabyrinth kamen im Jahr 1891 anlässlich der Jubiläums-Industrieausstellung hinzu. Der 63,5 Meter hohe Aussichtsturm Petrin am Hügel wurde im gleichen Jahr eröffnet und ist ein verkleinerter Nachbau des Pariser Eiffelturms. Er ist ein von weitem sichtbares Wahrzeichen und gewährt einen umfassenden Ausblick auf Prag und die weitere Umgebung. Das genau war es, was mich magisch anzog. Der Turm ist entweder zu Fuß über einen etwa dreiviertelstündigen relativ steilen Aufstieg durch den Park oder in ca. zehn Minuten mit der Standseilbahn erreichbar. Um auf die obere der beiden Aussichtsplattformen zu gelangen, müssen 299 Stufen auf einer doppelläufigen Wendeltreppe in Form einer Doppelhelix (je eine Treppe für den Auf- und Abstieg) bewältigt werden. Im Gegensatz zum viereckigen Pariser Vorbild weist der Petrin-Turm einen durchgehend achteckigen Querschnitt auf. Die Stahlkonstruktion wiegt 175 Tonnen.
Am Eingang der Bahn stand eine lange Menschenschlange und ich konnte meinen Begleiter
Blick vom Petrin Tower auf die direkt darunter liegende St.-Laurentius-Kirche
überreden, den Aufstieg zu Fuß zu wagen. Das war zwar ein wenig anstrengend, doch es lohnte durchaus. Am Weg gab es einiges zu sehen. Schon von halber Höhe zeigte sich ein schöner Blick auf das noch etwas im Nebel liegende Prag. Auch auf die nahe Burg mit der Kathedrale konnte man wunderbar blicken. Das letzte Stück führte entlang der eindrucksvollen Schanzmauer, bis wir dann endlich oben angelangt waren. Vorbei am Spiegellabyrinth, dessen Besuch ich ausließ, wanderte ich schnurstracks zum Turm. Hier wollte ich hinauf, das war selbstredend. Die letzten rund sechzig Höhenmeter auf den Turm musste ich alleine angehen, da mein Begleiter streikte. Hier waren natürlich viele Touristen anwesend, doch das störte mich wenig. Ich besorgte ein Ticket und stieg die enge Wendeltreppe hinauf. Schon von der ersten Plattform war der Blick fantastisch und von ganz oben war es richtig berauschend. Der Turm wankte auch ein wenig. Doch solche Dinge war ich gewohnt. Wie üblich genoss ich die Aussicht in alle Richtungen ausgiebig, orientierte mich und prägte mir die Bilder ein. Von vielen Türmen und Towers auf meinen Reisen behielt ich die Aussichtsbilder ewig im Kopf. Ich war sehr glücklich, es hier herauf geschafft zu haben. Jetzt konnten wir beruhigt langsam die Rückreise nach Wien antreten, da wir viel gesehen hatten.
In der Zwischenzeit war die Sonne herausgekommen, was die Fahrt durch Prag viel freundlicher gestaltete. Wir überquerten erneut die Moldau und gleich rechts neben der Brücke erwartete uns
Prag-Tanzendes Haus am rechten Ufer der Moldau
noch eine tolle Prager Sehenswürdigkeit. Das sogenannte
Tanzende Haus ist der Spitzname eines im Jahr 1996 verwirklichten Bürogebäudes, das vorwiegend von multinationalen Unternehmen genutzt wird. Es symbolisiert nach den Ideen der Architekten einen rationalen Dialog zwischen einem totalitären, statisch vertikalen Konzept auf der einen Seite und einem dynamischen, im gesellschaftlichen Umbruch befindlichen auf der anderen. Weiter erinnert es an eine Tänzerin im gläsernen Faltenkleid, die sich grazil an den Herrn mit Hut schmiegt. Daher wird es auch oft
Ginger und Fred (nach Ginger Rogers und Fred Astaire) genannt. Die mehr statische Seite des Hauses trägt an der Turmspitze den mittels beschichteter Edelstahlgeweberöhren geformten
Kopf der Medusa. Das Gebäude ist neun Etagen hoch, die beiden Teile sind vertikal getrennt und auf den einzelnen Ebenen nicht miteinander verbunden. In der obersten Etage gibt es ein französisches Restaurant mit einer Fläche von fast 700 Quadratmetern. Erd- und Untergeschoss sind als Konferenzräume mit einer Gesamtfläche von vierhundert Quadratmetern nutzbar. Nach einer Umfrage gehört das Tanzende Haus zu den fünf besten Gebäuden der letzten 90 Jahre in Tschechien. (Quelle: Wikipedia).
Gemütlich fuhren wir aus dem schönen Prag hinaus. Das Wetter war nun sonnig und die Fahrt über die Autobahn Richtung Österreich angenehm. Die drei Tage hatten sich voll gelohnt. Prag ist in jedem Fall einen Besuch wert.